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Gebrauchshinweise

– warum und wozu es diese Handreichung gibt –

Liebe Leser*innen,

diese Handreichung der Fachgruppe Gendergerechtigkeit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) informiert Sie über ein bisher kaum beleuchtetes Thema: Transsexualität und Kirche. Jeder Mensch hat ein Geschlecht. Bei den meisten stimmen geschlechtliche Selbstwahrnehmung und körperliche Ausstattung überein. Bei vielen aber auch nicht (ganz). Dass dies keineswegs nur eine verschwindend kleine Minderheit der Bevölkerung betrifft, verdeutlichen die Ergebnisse der zwischen Juli und Oktober 2015 durchgeführten ZEIT-Vermächtnisstudie. Hinsichtlich der Geschlechterrolle, die sie am ehesten beschreibt, gaben 3,3 Prozent der Befragten ein Geschlecht an, das abweicht von den Angaben, mit denen sie für die Umfrage registriert waren. Jede Person nimmt Geschlecht anders wahr, bei sich oder anderen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten scheinen die individuellen Wahrnehmungen sich manchmal geradezu gegenseitig auszuschließen. Die individuelle, subjektive Wahrnehmung des eigenen Geschlechts ist in jedem Fall zu respektieren und anzuerkennen, auch wenn in dieser Handreichung notgedrungen verallgemeinert wird.

EKHN/PfaulGender-Symbol, das männlich, weiblich und ein unbestimmtes drittes Geschlecht darstellt.

Transidentität, Transsexualität, Transgender, Trans*, Trans, Transgeschlechtlichkeit, non-binary, genderqueer, Trans*Mensch, Transfrau, Transmann, Trans*Person, agender, queer etc. sind Beispiele für die Fülle von beschreibenden und klassifizierenden Begriffen, die sich aus der Vielfalt der Wahrnehmungen und der politischen Intentionen entwickelt haben. Es gibt keine allgemein anerkannte Definition dieser Begriffe, die im Grunde alle einen Sachverhalt beschreiben: die Abweichung der geschlechtlichen Selbstwahrnehmung eines Menschen von dem Geschlecht, das bei der Geburt zugewiesen und im weiteren Lebensverlauf zugeschrieben wurde. In dieser Handreichung geht es aber nicht um Begriffe, sondern um diesen Sachverhalt. In den verschiedenen Kapiteln werden dementsprechend auch verschiedene Begriffe benutzt.

Trans*Personen werden immer noch häufig diskriminiert und marginalisiert – auch die Kirche hat ihren Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe aller noch nicht verwirklicht. Diese Handreichung will die Auseinandersetzung mit Transsexualität im kirchlichen Bereich anstoßen. Sie wendet sich an beruflich und ehrenamtlich in der Kirche arbeitende Personen und Interessierte. Das Ziel dieser Handreichung ist, Ihnen neue und vielleicht ungewohnte Perspektiven zu eröffnen, Wissen über Geschlecht und dazugehörige Prozesse, Phänomene und Theorien zu vermitteln und Handlungsimpulse zur Gestaltung einer inklusiven, geschlechtergerechten Kirche für alle zu geben. Die Handreichung wurde von einer Fachgruppe aus Ehrenamtlichen, Theolog*innen und Kirchenvertreter*innen entwickelt. Die Herausgabe des Textes der Fachgruppe wird von der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) verantwortet.

EKHN/PfaulFrau sieht in einen Spiegel und sieht sich darin als Mann

In den Kapiteln werden einzelne Facetten vertieft: persönliche Erfahrungsberichte, theologische Einordnungen, natur- und geisteswissenschaftliche Theorien, die Situation von Kindern und Jugendlichen, Praxis im Gemeindealltag, medizinische und rechtliche Wege sowie Alltagsfragen. Wie bei einem Baukasten können Sie die Kapitel auswählen, die für Sie wichtig und hilfreich sind. Lassen Sie sich von dieser Broschüre inspirieren. Machen Sie sich auf den Weg, kreative Lösungen für weitere gemeindliche, dekanatliche oder gesamtkirchliche Praxisfelder zu finden. Seien und bleiben Sie im Kreis der Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen darüber im Gespräch. Sprechen Sie das Thema in Kirchenvorständen, auf Dekanatssynoden und in der Kirchensynode an. Bei Fragen können Sie sich gerne an uns, die Mitglieder der Fachgruppe, wenden. Lassen Sie uns Ihre guten Ideen wissen und an Ihren Erfahrungen teilhaben, damit wir sie in die nächste Auflage dieser Handreichung einarbeiten können.

Wir wünschen Ihnen eine anregende und interessante Lektüre!

 

 

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