Arbeitspaket 7 „Zukunftskonzept junge Erwachsene und Familien“

(Stand November2021)
Auftrag
Auftrag dieses Arbeitspaketes war es, an zeitgemäßen Fragestellungen, Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten zu arbeiten, um junge Erwachsene und junge Familien als Mitglieder der Kirche besser wahrnehmen zu können und ihre Lebensräume und Glaubensfragen besser zu verstehen. Als Mitglieder der Gemeinschaft prägen sie kirchliches Leben. Sie tragen dabei auch die gegenwärtigen und zukünftigen Fragen und Möglichkeiten der Gestaltung in das kirchliche Leben ein. Veränderungen von Kirche leben davon, Gestaltungsräume, Motivationen und Vorstellungen ihrer Mitglieder im kirchlichen Handeln sichtbar und lebbar zu machen.
Vorgehensweise
Für die Entwicklung eines Zukunftskonzeptes wurden fünf Gestaltungsräume erkundet: 1. Studium/Hochschulbildung, 2. Ausbildung, 3. Familien-zentrum/-bildung, 4. Ehrenamt in der Kirche und 5. Virtuelle Räume und Netzwerke. Aus den Ergebnissen wurden Impulse entwickelt, woraufhin Kirche sich verändern soll und kann, um jungen Familien und jungen Erwachsenen als Mitgliedern von Kirche auch zukünftig Raum zu geben. Ein konkretes Sparziel war nicht vorgegeben. Für neue Konzeptionen müssten vorab klare Entscheidungen zur inhaltlichen Prioritätensetzung kirchlicher Handlungsfeldarbeit getroffen sein, um mögliche Sparpotentiale definieren zu können. Umfragen wurden unter Einbeziehung von Studien erstellt, Studien über die Lebenswelten junger Menschen auf mögliche Auswirkungen auf kirchliches Handeln hin überprüft. Einstellungen der Angehörigen der jeweiligen Zielgruppen der Gestaltungsräume gegenüber der evangelischen Kirche wurden abgefragt. Es wurden wegen der Corona-Pandemie vor allem Online-Befragungen durchgeführt, die Arbeitsgruppe traf sich von August 2020 bis September 2021 ebenfalls online. Zum Gestaltungsraum 5 wurden keine Befragungen durchgeführt, sondern auf aktuelle Studien und Ergebnisse im Bereich der Mediennutzung zurückgegriffen, um die digitalisierte Lebenswelt der Zielgruppe aufzuzeigen. Um eine Art “Vision” zu erhalten, was junge Erwachsene und junge Familien von einer Kirche 2030 halten und was sie zu diesem Zeitpunkt brauchen, wurde mit der Persona-Methode gearbeitet, das heißt es wurden fiktive Charaktere aus der Sicht von 2030 auf der Grundlage der Umfragen erstellt. Diese wiederum flossen in die Handlungsempfehlungen ein.
Handlungsempfehlungen
Handlungsempfehlungen sind hier überwiegend als Anregungen für Gemeinden, Dekanate und Nachbarschaftsräume für deren Arbeit mit jungen Erwachsenen und Familien formuliert. Die vier auf der Kirchensynode im Herbst 2019 im Rahmen der Stellenplanung beschlossenen Pfarrstellen für die zukünftige Arbeit mit jungen Erwachsenen und jungen Familien sollen so konzipiert werden, dass sie bei der Umsetzung helfen können.
- Transparenz, Kommunikation und Digitalisierung
Öffentlichkeitsarbeit soll weiter verstärkt, Schulung in digitaler Kommunikation ausgebaut werden. Analoge, digitale und hybride Angebote sollten gleichwertig gedacht werden. Inhalt, Form und Rahmenbedingungen von Angeboten sollen einheitlich und abgestimmt sein. Entsprechende finanzielle Mittel, Medien und Kompetenzen sowie Zeit und Raum für Schulungen, Netzwerke und Austausch, um zeitgemäß und transparent kommunizieren zu können, müssen bereitgestellt werden.
- Gesellschaftspolitisches Engagement
Gemeinden sollen sich regelmäßig zu Austausch- und Strategiegesprächen mit jungen Erwachsenen und Familien treffen; Kirchenvorsteher*innen nehmen regelmäßig Sozialraumanalysen in den Gemeinden/ Nachbarschaftsräumen vor, wie sich die Situation junger Erwachsener und Familien darstellt; Nachbarschaftsräume/ Gemeinden richten Budgets zur Förderung des Empowerments junger Erwachsener und Familien ein; die EKHN-Fortbildungsmaßnahmen für junge Erwachsene und Familien werden dahingehend überprüft, ob sie Empowerment stärken; die EKHN verstärkt ihr Engagement zur Förderung der Sensibilisierung der Wahrnehmung von Ausgrenzungs- und Rassismusstrukturen; die Kirchengemeindewahlordnung (KGWO) wird dahingehen überprüft, ob zeitlich flexible Mandate oder kürzere Amtszeiten eingerichtet werden können; Nachbarschafträume/Gemeinden erarbeiten ein Leitbild „Arbeit mit und für junge Erwachsene und Familien“; die EKHN entwickelt eine Kommunikationsstrategie, wie sie ihre gesellschaftspolitischen Positionen unter ihren jüngeren Mitgliedern stärker präsent macht.
- Erprobungsräume und Gremien
Erprobungsräume schaffen: Pilot-Projekte von jungen Erwachsenen für junge Erwachsene (auch Familien) ermöglichen und mit eigenem Budget bereitstellen; offene Begegnungsräume im Sozialraum schaffen (z.B. Cafés für junge Familien, digitaler Austausch zu Lebenssituationen); klar erkennbare Willkommenskultur schaffen und kommunizieren; Ortsbindung für Kasualien überdenken; Zugang zu Gremien vereinfachen: junge Erwachsene in allen Gremien (auch Leitungsgremien auf Gesamtkirchenebene) vorsehen; klare Quotenregelung für Alterskohorten festlegen; Stimmrecht für Jugenddelegierte in den Synoden einführen; Dauer der Amtsperiode überdenken; hybride Sitzungen auch in Zukunft erhalten; Schulungen für junge Menschen anbieten
- Junge Familien in den Fokus nehmen
Aufbau weiterer Familienzentren und finanzielle Stabilisierung der Familienbildungsstätten überprüfen; Anknüpfen an die Kasualien; bessere Kommunikation und Information; Kirche als Anwältin für die Interessen von Familien; gezielte Angebote für die ganze Familie; Sensibilisierung und Qualifizierung der kirchlich Aktiven
- Auseinandersetzung mit dem Glauben
Religiöses Empowerment der Haupt- und Ehrenamtlichen stärken (im Alltag als Christ*in erkennbar werden und sich einbringen) z.B. über Aktivitäten der Ehrenamtsakademie und Wissenswerte; Webseite mit religiösen Argumentations- und Begründungshilfen für gesellschaftspolitische Themen (z.B. Rechtsradikalismus, Klimaschutz); junge Erwachsene und Familien erhalten vermehrt Möglichkeiten, liturgisches Geschehen selbst mit zu gestalten; neue Gottesdienstformate und -formen fördern; Angebote schaffen, in denen Körper, Leib und Seele als Ganzes wahrgenommen werden können (z.B. christliche Mystik vs. Yoga/Buddhismus); zentrale Stelle mit Tipps zur Vermittlung christlicher Werte an Kinder; Informationen zu altersgerechten Ritualen anbieten; Raum zur Reflexion des eigenen Erziehungsverhaltens außerhalb der eigenen Peergroup bieten; junge Familien in ihrer Aufgabe der religiösen Bildung stärken, um eigene Haltungen zu entwickeln
Vorschläge Richtungsbeschlüsse für die Herbstsynode (nicht angenommen):
1. Die erarbeiteten Handlungsempfehlungen werden den Dekanaten und Nachbarschaftsräumen als Anregung für die Erarbeitung eigener Zukunftskonzepte für die Arbeit mit jungen Erwachsenen und Familien empfohlen.
2. Die zuständigen Fachstellen erarbeiten konkrete Vorschläge, wie die Maßnahmen zu den fünf Teilbereichen konkretisiert umgesetzt werden können.
3. Die verantwortliche Arbeitsgruppe wird beauftragt, Maßnahmen, welche mit Investitionen auf gesamtkirchlicher Ebene verbunden sind, hinsichtlich ihrer Umsetzungsmöglichkeiten zu überprüfen und zu konkretisieren. Sie konzipiert vier Stellenprofile für Pfarrstellen zur Initiierung und Unterstützung der Maßnahmen. Sie setzt damit die Entscheidung der Kirchensynode im Herbst 2019 um, vier Pfarrstellen für Arbeit mit jungen Erwachsenen und jungen Familien einzusetzen.
4. Ergebnisse aus 2. und 3. werden der 13. Kirchensynode im Herbst 2022 vorgelegt.
Basis der Zusammenfassung: Synodaldrucksache Nr. 54/21
Beschluss der Synode 27.11.2021:
Die Vorlage des Arbeitspakets 7 „Zukunftskonzept Junge Erwachsene und Familien“ wird an die
Arbeitsgruppe zurück überwiesen mit dem Auftrag, die Zielgruppe(n) klarer zu definieren und
insbesondere im Themenfeld „Junge Familien“ die Datenerhebung und die Schlussfolgerungen
deutlich stärker an der Diversität der Zielgruppe(n) auszurichten.
Eine Aufspaltung des AP 7 in die Themenfelder „Junge Erwachsene“ und „Junge Familien“ ist zu
prüfen. Das Themenfeld „Junge Erwachsene“ ist in sehr enger Abstimmung mit dem AP 6 zu
bearbeiten; eine Integration in das AP 6 ist zu prüfen.