Schöpfungstheologie
Diskussion um „Blühwiesenromantik“ in der Schöpfungstheologie
Singkham/istockphoto.com
14.03.2022
red
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Der Bochumer Systematische Theologe Prof. Dr. Dr. Günter Thomas hat eine Debatte über die „Blühwiesenromantik“ deutscher Öko-Theologie in einem Zeitzeichen-Artikel angestoßen. Die Diskussion in einem Beitrag aufgegriffen hat auch Prof. em. Dr. Peter Scherle, ehemaliger Direktor des Theologischen Seminars der EKHN in Herborn. Zwei Zentren der EKHN haben sich jetzt zur Aufgabe gemacht, die Thesen, die biblischen Begründungen und die Folgerungen von Günter Thomas und Peter Scherle im Gespräch näher zu verstehen, aufeinander zu beziehen und auch kritisch nachzuhaken. In einer Zoom-Veranstaltung am 22. März 2022 kann ab 19 Uhr gemeinsam mit den Teilnehmenden geschaut werden: Was kann die Aufgabe von Theologie und Kirche in der ökologischen Krise sein? Vom 15. März bis zum 21. Juni 2022 sind zudem weitere digitale Veranstaltungen zum Thema "Schöpfung im Klimawandel" geplant.
Kritik an „Öko-Theologie“
Mit Blick auf den Klimawandel fordern viele Christinnen und Christen die „Bewahrung der Schöpfung“. Der Theologe Prof. Günter Thomas kritisiert diese von ihm so genannte „Blühwiesenromantik“ in einem Zeitzeichen-Artikel, da auch der Mensch durch die Natur gefährdet sei. Das zeige beispielsweise das Corona-Virus, das sich die Schwächsten als Opfer aussuche wie Alte, Arme und schon vorher Kranke.
„Natur ist nicht nur gut“
Günter Thomas geht davon aus: „Natur ist nicht nur gut.“ Der Mensch sei ein „gefährdeter Gefährder“. Der Theologe Thomas befürchtet, dass die Kirchen die elementare Erfahrung der Bedrohung schöpfungstheologisch und spirituell nicht aufnähmen und verarbeiteten. Allerdings sind für Thomas der Klimawandel und Umweltzerstörung durch den Menschen gleichzeitig offensichtlich und er fragt: „Die Liste ist lang. Nicht nur Ozeane voller Plastikmüll sind ein beredtes Zeugnis. Sind diese Gestalten menschlicher Chaosbewältigung und Gefahrenabwehr selbst zu riskant, ja gefährlich, Chaos erzeugend?“
weitere Thesen bei "Zeitzeichen": Günter Thomas - Jenseits von Eden und Blühwiesenromantik
„Bewohnbarkeit des Erdmantels als Aufgabe“
Peter Scherle, ehemaliger Direktor des Theologischen Seminars der EKHN in Herborn, hat auf die Thesen reagiert. Auch er geht davon aus: "Immer war und ist dabei menschliches Leben gefährdet, sei es durch Säbelzahntiger oder Viren, durch Vulkanausbrüche oder Klimaschwankungen.“ Allerdings plädiert er für die „Bewohnbarkeit des Erdmantels als Aufgabe“. Um diese Bewohnbarkeit zu erhalten, müssten Menschen beispielsweise gegen Krankheitserreger kämpfen. Andererseits müssten sie dafür Sorge tragen, dass menschliches Leben nicht das Leben anderer Kreaturen so schädige, dass die Erde unbewohnbar werde.
Wertschätzung der Schöpfung
Scherle assoziiert durchaus auch Positives mit der Natur: „Diese dünne Schicht Leben, die der Mensch bewohnt und mitgestaltet, kann durchaus als Wunder in dem uns bekannten Kosmos betrachtet werden.“ Allerdings geht auch Scherle davon aus, dass das Ringen um die Bewohnbarkeit eine Rückkehr zur unberührten Natur ausschließe. So fordere die Abkehr der Nutzung fossiler Energien neue Eingriffe in die Ökosphäre. In seinem Artikel plädiert Scherle für „den verantwortlichen Umgang mit den Möglichkeiten, über die Menschen im Unterschied zu anderen Kreaturen verfügen.“
weitere Thesen bei "Zeitzeichen": Peter Scherle - Schöpfung als Versprechen
Online-Gesprächsabend zur Zeitzeichen-Debatte:
Provokation und Reaktion - oder: Ist christliche Schöpfungstheologie nicht doch mehr als Blühwiesenromantik?
- Dienstag, 22. März 2022
- 19.00 bis 21.00 Uhr
- Anmeldung und Zoom-Link: Ulrike Reinhart, Fon: 06131 28744-54, E-Mail: u.reinhart@zgv.info
- Veranstalter:
Dr. Hubert Meisinger, Referat Umwelt & Digitale Welt, ZGV der EKHN
Ricarda Heymann, Fb Erwachsenenbildung und Familienbildung, Zentrum Bildung der EKHN - Weitere Informationen
Rund um das Thema "Schöpfung"
Veranstaltung am 22. März 2022: Ein Online-Gesprächsabend zur Zeitzeichen-Debatte
Veranstaltungsreihe "Schöpfung im Klimawandel" vom 15. März bis 21. Juni 2022 (PDF)
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