Wenn aus Worten Wege werden
Feier 50 Jahre Telefonseelsorge Darmstadt
Dirk Zengel
05.04.2023
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Mit einem ökumenischen Festgottesdienst hat die Telefonseelsorge Darmstadt ihr 50-jähriges Bestehen in der katholischen Liebfrauenkirche gefeiert. Seit 1973 engagieren sich hier Ehrenamtliche, um für Menschen in krisenhaften Situationen da sein zu können und den Anrufenden auf Augenhöhe zu begegnen.
Kirchenpräsident Dr. Volker Jung und Bischof Dr. Peter Kohlgraf hielten eine Dialogpredigt. Zuvor hatte Pfarrerin Gudrun Goy, neue evangelische Leiterin der Telefonseelsorge, die Geschichte vom brennenden Dornbusch (Exodus 3,1-14) gelesen. Regionalkantor Jorin Sandau und Dekanatskantorin Gerlinde Fricke sowie ein Projektchor gestalteten den Gottesdienst musikalisch mit.
„Ich bin da“
In der alttestamentarischen Geschichte stellt sich Gott mit dem Namen „Ich bin da“ vor. So sei die Arbeit der Telefonseelsorge ebenfalls getragen vom Vertrauen auf Gottes Gegenwart, verglich der Kirchenpräsident, wenn sich Menschen in der Hoffnung melden, dass jemand für sie da sei. Wie Mose in der Wüste, so seien auch die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge „unvollkommen wie wir sind“, so der Bischof. Weil Gott da sei, könnten sie auch für andere da sein.
Ökumenische Verbundenheit
Die Telefonseelsorge biete „einen Raum, in dem die Spannung des Lebens ausgehalten wird“, so Jung. Doch müssten hier auch Grenzen „sich selber und anderen gegenüber“ gesetzt werden. Es sei gut, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sonst kein Gehör finden. Gerade jetzt in der Karwoche werde deutlich, dass Jesus Christus stirbt und doch lebt. „Er ist da in Leiden, Sterben und Tod und sagt ‚Ich lebe und ihr sollt auch leben‘“, so Jung. In der Telefonseelsorge werde die „ökumenische Verbundenheit“ deutlich, hob der Bischof abschließend hervor. „Hier trennt uns nichts, hier sind wir gemeinsam unterwegs.“ Die beiden Kirchenoberhäupter wünschten der Telefonseelsorge „Gottes Segen für die nächsten 50 Jahre“.
„Wenn aus Worten Wege werden“ umschrieb Diakon Heinz Lenhart vom Vorstand der Telefonseelsorge deren Tätigkeit. So brachten Mitarbeitende anonymisierte Sätze von Anruferinnen und Anrufern zu Gehör, die bewegten. Menschen rufen mit unterschiedlichsten Anliegen und Nöten an, die eindrücklich zur Sprache kamen. Den Anrufenden begegnen die Mitarbeitenden mit ihrer Zeit, mit Zuhören, mit „Fragen, die den Blick weiten“. „Wir sind nicht die Wissenden, wir sind da“, so eine Ehrenamtliche. Ralf Scholl, katholischer Leiter der Telefonseelsorge, hob hervor, dass die Telefonate bei allem Leid, dem die Mitarbeitenden am Telefon begegnen, auch eine Bereicherung darstellten.
Im Anschluss an den Gottesdienst waren die Teilnehmenden noch zu einem Empfang im benachbarten Martinssaal eingeladen. Hier wurde auch die Jubiläums-Festschrift vorgestellt und verteilt. In einem gemeinsamen Grußwort würdigten Sven Sabary, Stellvertretender Dekan des Evangelischen Dekanats Darmstadt, und Bernd Lülsdorf, Koordinator des katholischen Pastoralraums Darmstadt-Mitte, die langjährige Arbeit der Telefonseelsorge: „Neben den Hauptamtlichen sind es vor allem die vielen Ehrenamtlichen, die den Anrufenden über das Telefon nah sind, durch Zuhören, Nachfragen, auch Schweigen und Beten, vor allem aber durch das Dasein selbst“, sagte Sven Sabary. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und das Bistum Mainz sind Träger der Telefonseelsorge Darmstadt. Allen, die sich in der Telefonseelsorge engagieren, sagte Sven Sabary ein „herzliches Dankeschön und Gottes Segen für die so wertvolle Arbeit“.