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14 neue Lektor:innen dürfen predigen

Ehrenamtliche für den Verkündigungsdienst ausgebildet

© Antje KernLektorin Dr. Irene Hoffmann aus HofheimDr. Irene Hoffmann

Aus dem Main-Taunus- und Hochtaunus-Kreis wurden Ende Januar 14 neue Lektorinnen und Lektoren in der Christuskirche Oberursel von Oliver Albrecht, Propst für Rhein-Main, in ihren Dienst eingeführt. Sie haben eine einjährige Ausbildung absolviert und dürfen ab sofort Gottesdienste auf der Grundlage von bereitgestellten Gebeten und Predigten abhalten.

Im Sinne Luthers „Priestertums aller Gläubigen“ geht der Ernennung zum Prädikanten zunächst diese Lektoren-Ausbildung voraus. Die anschließende Ausbildung zum Prädikanten dauert noch einmal knapp zwei Jahre. Im Unterschied zu Lektor:innen dürfen Prädikant:innen selbst formulierte Gebete und Predigten verwenden. Mit dieser erweiterten Ausbildung sind sie auch beauftragt, zu taufen und das Abendmahl mit den Gemeinden zu feiern. Die Ausbildungskurse beinhalten jeweils ein Gemeindepraktikum, in dem das Erlernte praktisch eingeübt und umgesetzt wird. Die frisch gebackenen Lektor:innen aus dem Evangelischen Dekanat Kronberg sind: Dr. Reinhold Anders (Hofheim), Dominik Hahn (Kelkheim), Dr. Irene Hoffmann (Hofheim), Jürgen D. Karl (Fischbach), Barbara Lachmann (Langenhain), Anette Schamp (Liederbach) und Constanze Paige (Flörsheim).

Im Interview spricht eine der Absolventinnen, Dr. Irene Hoffmann (54), Ärztin und Psychotherapeutin aus Hofheim, über ihre Motivation zur Ausbildung und ihren Glauben als Christin.

Warum haben Sie sich für die Ausbildung zur Lektorin entschieden?

Das ist die Erfüllung eines Kindertraumes. Bereits als Schülerin schwankte ich zwischen den Berufswünschen Ärztin oder Pfarrerin. Ärztin (und Therapeutin) bin ich geworden, und nun strebe ich an, noch so etwas wie „Pfarrerin light“ zu erlernen. Besonders die Seelsorge und der Verkündigungsdienst liegen mir am Herzen.

Waren Sie vorher schon ehrenamtlich in der Kirchengemeinde engagiert?

Seit meiner Jugend habe ich Kirchenmusik betrieben, v.a. im Kirchenchor gesungen. Später dann viele Jahre lang im Kindergottesdienst mitgemacht, einen Hauskreis geleitet, und jetzt bin ich wieder in der Band für unseren „Gottesdienst mal anders“. Seit 2015 bin ich Kirchenvorsteherin, mittlerweile in der 2. Runde, und habe dabei die Schwerpunkte Gottesdienstgestaltung und Diakonie.

Was war es für ein Gefühl, das erste Mal als Lektorin vor der Gemeinde zu stehen und eine Predigt vorzutragen?

Meine Güte, war ich aufgeregt!  Genähert hatte ich mich der Verantwortung, einen Gottesdienst anzuleiten, bereits zuvor in kleinen Schritten: Zuerst durfte ich von der Empore herab solo singen, in späteren Gottesdiensten Teile der Liturgie und dann die ganze Liturgie übernehmen. Und dann kam der erste komplette Gottesdienst – wegen (oder hier: dank) Corona unter der schönen Linde vor der Langenhainer Dorfkirche. Mit im Kirchgarten spielenden Kindern, freundlichen und unterstützenden Zuhörer:innen und wertschätzendem Feedback meiner Mentorin sowie einer guten Freundin, die jedes Mal mitgekommen ist. 

Möchten Sie sich noch weiter zur Prädikantin ausbilden lassen?

Das ist definitiv mein Wunsch. Als Prädikantin wäre ich dann deutlich freier in der Ausformulierung der Predigt, könnte aber dennoch Materialien z.B. des „Zentrums Verkündigung“ der EKHN (Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau) nutzen.

Wie hilft Ihnen Ihr Glaube in alltäglichen Situationen? Wie zeigt er sich im Alltag?

In vielen alltäglichen Situationen versuche ich, meine „Oberstromleitung“ anzuzapfen. Einen Gedanken nach oben (oder innen) schicken, tief Luft holen. Auch heute wieder vor einem herausfordernden Therapiegespräch. Wir müssen nicht alles selbst machen, wir dürfen uns beschenken lassen. Ein früherer Pfarrer unserer Gemeinde sagte gerne: „Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade“. Darauf verlasse ich mich auch bezüglich meines Lektorinnenamtes.

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