Alt-Präses der EKHN-Synode gestorben
Zum Tod von Otto Rudolf Kissel: Engagement für Demokratie in Kirche und Gesellschaft
EKHN
08.11.2022
vr
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Der frühere langjährige Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode und Präsident des Bundesarbeitsgerichts, Otto Rudolf Kissel, ist am 1. November im Alter von 92 Jahren in Frankfurt am Main verstorben, wie die Pressestelle der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Dienstag (8. November) mitteilte. Kissel stand zwischen 1969 und 1986 an der Spitze der Synode, dem mit einem Parlament vergleichbaren Leitungsgremium in der EKHN.
Stark für die Kirche engagiert
Die amtierende Präses der Kirchensynode, Birgit Pfeiffer, würdigte den promovierten Juristen als Christen, der „sich über viele Jahrzehnte stark für die evangelische Kirche engagiert hat“. Zu Beginn seiner Amtszeit als Präses habe sich Kissel der wichtigen Aufgabe einer weiteren „Demokratisierung der Kirche“ verschrieben und maßgebliche Gesetzesänderungen vorangetrieben. So sei es unter anderem seiner Initiative zu verdanken, dass das Amt der Kirchenpräsidenten von der Aufgabe des Leiters der Kirchenverwaltung getrennt worden sei. Kissel habe sich dabei „immer für rechtsstaatliche Grundsätze und Verfahrensweisen eingesetzt“, von denen die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau bis heute profitiere.
Geschwisterlichkeit und Respekt
Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung bezeichnete Kissel als „Jurist mit klarer Linie und tiefem Glauben“. Er erinnerte daran, dass Kissel die Synode in einer Zeit „sehr kontroverser Diskussionen“ sicher geleitet habe. Dass bei allen Meinungsunterschieden dennoch „Geschwisterlichkeit und der Respekt vor abweichenden Auffassungen“ ein wichtiger Stellenwert in der evangelischen Kirche bleiben muss – darauf habe Kissel immer wieder bestanden, so Jung.
Zur Person
Otto Rudolf Kissel wurde am 8. Januar 1929 in Frankfurt geboren. Dort bestand er 1948 das Abitur und studierte Jura. 1952 legte er das Erste Staatsexamen ab, 1954 promovierte er, 1956 folgte das Zweite Staatsexamen. Danach wurde Kissel Richter am Amtsgericht Frankfurt, 1959 wechselte er als Justiziar und Pressereferent in das Hessische Justizministerium in Wiesbaden. 1963 übernahm er die Leitung der Hessischen Landesvertretung in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. Danach wurde Kissel 1964 Abteilungsleiter im Hessischen Justizministerium. 1970 kehrte er als Präsident an das Oberlandesgericht nach Frankfurt zurück. 1981 bis 1994 war Kissel Präsident des Bundesarbeitsgerichts, dessen Sitz 1999 von Kassel nach Erfurt verlegt wurde. Kissel verfasste zahlreiche juristische Fachpublikationen, war Honorarprofessor in Gießen und hatte etliche Ehrenämter zum Beispiel im Verwaltungsrat des Hessischen Rundfunks und in der Gesellschafterversammlung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung inne. Für sein Engagement wurde ihm 1979 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen. 2012 erhielt er auch die Martin-Niemöller-Medaille; die höchste Auszeichnung der EKHN.